Im Frühjahr führten die tw tagungswirtschaft und der m+a report gemeinsam mit der IMEX eine internationale Umfrage zum Thema "Frauen in der Veranstaltungsindustrie" durch. Dabei wurde nicht vor der provokanten Frage zurückgeschreckt, ob es sich bei den Frauen in der Eventbranche um gleichberechtigte Akteurinnen oder doch nur um Assistentinnen handele.
Eine erfreulich hohe Beteiligung an der Umfrage führte zu aufschlussreichen Erkenntnissen, die beispielsweise im Rahmen der IMEX in Frankfurt präsentiert wurden (und ein wenig zelebriert auch – die "Pink Hour" lud ausschließlich Frauen zum Networken am Stand der tagungswirtschaft ein - großartig!).
An der Umfrage nahmen Frauen Teil, die
- für einen Messeveranstalter
- für ein Veranstaltungen durchführendes Unternehmen
- für einen Veranstaltungen durchführenden Verband
- für eine Event-Agentur, PCO oder DMC
- für ein Kongresshaus
- für ein CVB
- für Hochschulen
- oder selbständig
arbeiten.
Jobliebe und Gerechtigkeit? Nicht immer.
Wie zufrieden sind die Damen in der Veranstaltungswirtschaft also mit ihren Jobs? Hier scheint es Luft nach oben zu geben. Immerhin lieben zwei Drittel der befragten Frauen ihren Job. Knapp ein Drittel findet ihre Arbeit jedoch lediglich "okay".
Woran kann das liegen? Fühlen sich die Frauen ungerecht behandelt? Werden sie nicht ausreichend gefordert und gefördert oder sehen sie keine Entwicklungschancen für ihre Karriere? Spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Rolle?
Auch hierzu lieferte die Studie weitere Erkenntnisse.
1. Gehalt
Tatsächlich fühlen sich beim Thema Gehalt lediglich drei von zehn Frauen gleichbehandelt wie ihre männlichen Kollegen. Jede zweite Frau hat das Gefühl, nicht gleichbehandelt zu werden. Ein alarmierendes Ergebnis.
2. Karriere
Die Umfrage hat ergeben, dass nur vier von zehn Frauen denken, dieselben Karrierepespektiven wie Männer in ihrem Unternehmen zu haben. Auch das ist ein besorgniserregendes Ergebnis, wenngleich die Subjektivität sicherlich eine große Rolle spielt.
3. Weiterentwicklung
Die Themen Fortbildung und Weiterentwicklung scheinen als weniger ungerecht empfunden zu werden. Immerhin meinen acht von zehn Frauen dieselben Fortbildungsmöglichkeiten wie ihre männlichen Kollegen zu haben.
Frauen sehen sich als empathische Zuhörerinnen mit Multitasking-Talent
Frauen werden bestimmte Attribute und Fähigkeiten nachgesagt. Ist das nun ein veraltetes Rollenbild? Sicherlich, wenn es um unnötige und überholte Dinge geht, z.B. „niedlich“, „süß“, „zurückhaltend“ oder „brav“.
Doch wie schätzen sich die Frauen selbst ein? Die Studie der tw tagungswirtschaft zeigt uns: Empathie und die Fähigkeit, zuhören zu können sowie Multitasking scheinen laut Selbsteinschätzung der Teilnehmerinnen der Umfrage besonders prägnante weibliche Fähigkeiten zu sein.
Den Männern haben die Frauen vor allem die folgenden Fähigkeiten zugeordnet: Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen, Dominanz.
Eigentlich schade, denn viele Frauen in Führungspositionen beweisen, dass diese Fähigkeiten nicht dem männlichen Geschlecht vorenthalten bleiben. Insbesondere Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen sind essenziell für den Erfolg im Beruf, vor allem, wenn die Karriereleiter weiter erklommen werden möchte.
Warum auch die Veranstaltungswirtschaft umdenken sollte
Beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht es nicht nur um Frauen. Es geht dabei um alle. Und genau deshalb sollten Organisationen in der Veranstaltungsbranche überlegen, wie sie die Arbeitsplätze zunehmend familienfreundlich gestalten können, sodass sowohl Frauen als auch Männer ihren Berufen mit Freude und Einsatz nachgehen können, ohne dass Familie oder Arbeitsqualität darunter leiden.
Viele Unternehmen bieten flexible Arbeitszeitmodelle, Home-Office-Möglichkeiten, Betriebskindergärten und andere Rahmenbedingungen, die die Vereinbarkeit der Familie mit dem Beruf erleichtern. Klingt einfach – und das ist es natürlich nicht immer.
Herausforderungen gibt es zu genüge in der Messe- und Veranstaltungsbranche: Wenn Messesaison ist, wenn Veranstaltungen anstehen, dann sind einfach die Fachleute gefragt. Flexibilität ist im Beruf des Eventmanagers das A und O; dessen sollten sich junge Menschen bei der Berufswahl bewusst sein.
Auch in der Veranstaltungswirtschaft gibt es viele Jobs, die sich flexibel einrichten oder aufteilen lassen, sodass am Ende alle davon profitieren. Viele Tools erleichtern die flexible und ggf. ortsunabhängige Arbeitsgestaltung, z.B. dank Remote-Zugang, Cloud Computing und webbasierter Softwarelösungen. Ein Vertriebsmitarbeiter beispielsweise sollte von überall aus auf seine Kontakte zugreifen können, ein Designer ist nicht zwangsläufig von 8 bis 17 Uhr kreativ.
Mit Frauen-Power grüßen Sie aus dem Ungerboeck-Büro
Silke Hoersch und Lisa Placa